Eine blühende Zukunft

    Die grüne Branche will mit der neuen Berufsbildungsrevision, einem Nachhaltigkeitslabel sowie dem nationalen Gütesiegel «TOP-Ausbildungsbetrieb» junge Talente gewinnen. Neue Absatzwege und Werbepfade sorgen zudem für neue innovative Impulse und rücken die Bedeutung der Blumen in ein neues Licht.

    (Bild: zVg) Kreativ und weitsichtig: Die grüne Branche engagiert sich vorbildlich in der betrieblichen Ausbildung, um genügend Nachwuchs zu rekrutieren.

    Blumen haben in der Schweiz einen hohen Stellenwert. «Die Schweiz ist eines der Länder mit der besten Kaufkraft. Schöne, frische und nachhaltige Blumen sind ein Luxus, den sich viele Schweizer und Schweizerinnen leisten», freut sich Thomas Meier, Geschäftsleiter von florist.ch. Die Branche ist geprägt von vielen kleinen Betrieben, für welche es zunehmend schwieriger wird, wettbewerbsfähig zu bleiben. Disruptive Tendenzen – der Markteintritt neuer Marktteilnehmer – welche den Wettbewerb komplett verändern, finden immer wieder statt. «Früher waren es die Grossverteiler und Blumen zum Selberschneiden, welche in den Markt eingetreten sind. Heute sind es schnell wachsende Online-Shops, die erfolgreich agieren. Zudem sind Fachkräftemangel, Lohndruck und sinkende Margen Themen, die unsere Mitglieder belasten», erklärt Meier.

    Die Branche lebt den Nachhaltigkeitsgedanken vorbildlich. Mit dem Trend Slowflowers hat der Ruf nach Nachhaltigkeit auch das Blumenbeet erreicht. So setzen viele Betriebe auf saisonale, nachhaltig produzierte Schnittblumen aus der Region. Dazu Meier: «Damit lässt sich vor allem auch eine höhere Marge erzielen. Deshalb fördern wir dies gezielt, unter anderem mit dem Tag der Schweizer Blume, indem wir heimische Blumen in den Geschäften noch besser positionieren. Wir hoffen, dass sich die Produktion einheimischer Schnittblumen so wieder steigern wird.» Ein grosses Thema ist momentan auch ein Nachhaltigkeitslabel. «Zurzeit adaptieren wir mit der Branche ein Label aus dem Ausland für die Schweiz, da wir das Rad nicht neu erfinden wollen. Als Zwischenschritt werden wir jedoch eine Nachhaltigkeitscommunity aufbauen», so Meier. Unter Nachhaltigkeit in der Aus- und Weiterbildung läuft auch das nationale Gütesiegel «TOP Ausbildungsbetriebe». Florist.ch ist seit dem 1. Oktober Trägerverband.

    Zum Kapitel Herausforderung gehört auch die Energiekrise. Die grüne Branche ist davon stark betroffen, im Besonderen die Produktion. Doch Meier ist zuversichtlich: «Wir sind besser aufgestellt als vor einem Jahr. Gerade in der Schweiz wurde in den letzten Jahren viel in nachhaltige Energiequellen in der Produktion – beispielsweise mit Biogas, Photovoltaik und im Zwischenhandel respektive den Blumenbörsen – investiert. Dies kommt uns nun zugute.»

    Attraktivere Berufslehre
    Als Organisation der Arbeitswelt OdA für die Grundbildung zu Florist/-in EFZ und EBA hat sich der Verband eine zukunftsorientierte Lehre auf die Fahne geschrieben. Daher steckt florist.ch momentan mitten in der Berufsbildungsrevision der Grundbildung. «Unsere Berufslehre muss attraktiver werden. Mit der Berufsbildungsrevision hoffen wir, noch mehr Lernende für diesen schönen Beruf zu gewinnen und so auch den Fachkräftemangel zu bekämpfen», betont Meier. Die Revision ist auf Kurs. Im August 2024 starten schweizweit die ersten Klassen nach der revidierten Bildungsverordnung. Der Unterricht wird zeitgemässer und der klassische Schulunterricht nach Fächern (Botanik, Gestaltungslehre etc.) wird abgeschafft. «Das neue Bildungskonzept orientiert sich an der Vermittlung von Handlungskompetenzen», so Meier. Zudem wird neu eine Fremdsprache unterrichtet, der Unterricht wird digital und die Verkaufskompetenz wird gestärkt. Auch die Höhere Berufsprüfung und die höhere Fachprüfung werden in den nächsten Jahren angepasst. Diesen Sommer haben 196 Lernende ihre EFZ- oder EBA-Lehre erfolgreich abgeschlossen. Die Anzahl der Lernenden steigt wieder. «Dieses Jahr haben 25 Jugendliche mehr als letztes Jahr eine Lehre begonnen. Allerdings wurde die Hälfte der Lehrstellen nicht besetzt», sagt Meier.

    Floristik ist für viele eine Herzensangelegenheit. «Unser Beruf ist gefragt, dennoch werden wir nächstes Jahr eine Nachwuchskampagne starten, um den Beruf noch attraktiver positioniert zu können», betont Meier. Ein aktuelles Thema ist auch der Einstieg als Zweit- oder Drittberuf. «Offen ist im Moment, was wir Quereinsteigenden anbieten können. Es gibt zwar einen Lehrgang bei den Migros Klubschulen und eine EFZ-Lehre steht auch dieser Zielgruppe offen. Beides deckt aber die Bedürfnisse nur teilweise ab. Da haben wir noch Handlungsbedarf», erklärt Meier.

    Keine gesetzlichen Einschränkungen
    Auf politischer Ebene will die grüne Branche keine zusätzlichen Einschränkungen – sei es bei den Löhnen, bei der Ökologie, den Arbeitsbedingungen oder auf gesetzlicher Stufe. «Mit unseren Projekten zeigen wir auf, dass wir unsere Hausaufgaben ohne zusätzliche staatliche Vorgaben lösen. Im Gegenzug erwarten wir, dass das duale Bildungssystem noch aktiver unterstützt wird», konkretisiert Meier und ergänzt: «Insbesondere sind die Kosten für auszubildende Betriebe noch zu hoch. Kantone, die zum Teil finanziell kerngesund sind, bürden den Betrieben hier unnötigerweise Kosten auf.» Zu den Herausforderungen gehören neben dem Fachkräftemangel auch die Rekrutierung von gut ausgebildetem Personal. Denn in den nächsten 10 bis 15 Jahren werden rund 40 Prozent der jetzigen Geschäftsführerinnen in Pension gehen. Zudem müssen sich die Margen der Betriebe verbessern. Dazu braucht es bessere Einkaufskonditionen. «Wir hoffen mit nachhaltigen Blumen, mehr Ertrag zu erwirtschaften», so Meier. «Meistern wir diese Hürden, so steht uns eine blühende Zukunft bevor.»

    Corinne Remund

    www.florist.ch


    Mehr Nachwuchs und Image verbessern

    NATIONALES GÜTESIEGEL – florist.ch ist per 1. Oktober 2023 Trägerverband des Unterstützungs- und Auszeichnungssystems «TOP-Ausbildungsbetrieb». Damit engagiert sich der Verband für eine hohe Ausbildungsqualität in der Floristik.

    (Bild: zVg) Mit TOP-Ausbildungsbetriebe wird der Nachwuchs gefördert.

    «Mit dem Zertifikat TOP-Ausbildungsbetrieb, welches unsere Floristik-Betriebe sich erarbeiten können, geben wir Jugendlichen, Eltern, Lehrpersonen und Berufsberatenden eine Orientierungshilfe, wenn sie sich für eine Lehre in der Floristik entscheiden», sagt Thomas Meier, Geschäftsleiter von florist.ch. «Wir fördern damit unsere Ausbildungsbetriebe und stellen so den beruflichen Nachwuchs sicher», erläutert Paul Fleischli, Präsident von florist.ch.

    Bessere Ausbildungsqualität durch das nationale Gütesiegel
    Die einzelnen Floristik-Geschäfte des Branchenverbandes florist.ch werden gemäss dem System der Stiftung TOP-Ausbildungsbetrieb in drei Kursstufen ausgebildet, geprüft und anschliessend wird ihnen das Label «TOP-Ausbildungsbetrieb» verliehen. «Dieses Label dient dazu, dass die betrieblichen Ausbildner sich zeitgemäss weiterbilden und den Lernenden der Generation Z auf Augenhöhe begegnen können», so Thomas Rentsch, Geschäftsführer von TOP-Ausbildungsbetrieb. Ausserdem ist das Label auch dazu da, interessierten Lernenden zu zeigen, dass es sich bei diesem Betrieb um einen besonders engagierten Ausbildungsbetrieb handelt. Thomas Meier, Geschäftsleiter von florist.ch ist überzeugt: «Nicht nur die Qualität der beruflichen Grundbildung wird erhöht. Damit steigt auch das Image der ganzen Branche». Den Mitgliedern von florist.ch finanziert der Verband dieses Jahr die Erstausbildung (Kurs Stufe 1) sowie die Zertifizierung der Stufe 1.

    Das Label TOP-Ausbildungsbetrieb (TAB) ist ein nationales Unterstützungs- und Auszeichnungssystem, das zur Attraktivität der gewerblichen Berufe beiträgt. TAB unterstützt Betriebe dabei, ihre Ausbildungsqualität zu erhöhen und zeichnet mit einem Zertifikat Unternehmen aus, die sich besonders intensiv bei der Ausbildung von jungen Menschen engagieren. Betriebe, die sich zertifizieren lassen, erhöhen ihre Chancen bei der Rekrutierung von Lernenden.

    CR

    www.topausbildungsbetrieb.ch


    DAS MACHT FLORIST.CH
    Gut verankert und vernetzt

    Seit 100 Jahren setzt sich der florist.ch für das gedeihliche Wachstum des schweizerischen Blumenhandels ein. Der ursprünglich reine Arbeitgeberverband hat sich mittlerweile zum Branchenverband entwickelt. Seinen Ursprung fand er im Dezember 1920, als er unter dem Namen «Verband Schweizerischer Blumengeschäftsinhaber» in der Kronenhalle Zürich gegründet wurde. Mit rund 900 Mitgliedern ist der florist.ch der einzige Verband für Floristen in der Schweiz und dem Fürstentum Lichtenstein. In der Branchenorganisation sind sowohl die Geschäfte wie auch die Angestellten organisiert. Dank der acht Sektionen sind sie auch regional optimal verankert.

    Florist.ch vertritt die Interessen der Floristenbetriebe und ist bestrebt, die Probleme und Anforderungen der Branche wahrzunehmen und demokratisch abgestützt Zielsetzungen zu formulieren und Massnahmen zu treffen. Der florist.ch ist die Organisation der Arbeitswelt OdA für Floristik. Und somit Träger der gesamten Aus- und Weiterbildung der Floristik und Herausgeber von «Florist/in», dem einzigen Schweizer Fachmagazin für Floristik.

    CR

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