Editorial von Dr. Philipp Gut

    Liebe Leserin,
    lieber Leser

    (Bild: zVg)

    Der Frühling ist da! Für Naturliebhaber ein ganz besonderes Erlebnis. Und eines, das sich nie abnützt: Obwohl es jedes Jahr dasselbe ist, eine ewige Wiederkehr des Gleichen, ist es doch jedes Mal neu und erquickend, dem Erwachen der Natur, dem Grünen und Blühen zuzuschauen.

    Es wird wärmer, aber gewisse umweltpolitische Debatten laufen bereits heiss. Dazu gehört in erster Linie das neue Stromgesetz, über das wir am 9. Juni entscheiden werden. Der Bundesrat und eine Mehrheit des Parlaments wollen damit den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben. Die Befürworter sprechen von einem klassischen Schweizer Kompromiss. In der Tat fällt auf, dass Teile der Linken und Grünen gemeinsam mit Wirtschaftsverbänden und grossen Stromkonzernen marschieren.

    Ebenso vielfältig ist die Seite der Gegner. Denn die Natur- und Landschaftsschützer sind sich keineswegs einig, ob das neue Gesetz dem Umweltschutz dient. Und auch bei den politischen Parteien gehen die Meinungen auseinander. SVP-Bundesrat Albert Rösti vertritt die Regierungsmeinung und ein Ja, während seine Partei, die SVP, die Nein-Parole beschlossen hat. Ebenfalls interessant ist die Entwicklung innerhalb des Freisinns. Auch dort kommt immer mehr Kritik auf: Der Kantonalparteitag der FDP Aargau hat deutlich – deutlicher noch als die SVP Schweiz – ebenfalls ein Nein beschlossen. Wortführer des Nein-Lagers war Grossrat und Rechtsanwalt Lukas Pfisterer. In dieser Ausgabe der «Umwelt Zeitung» legt er die Gründe dar, warum die FDP Aargau das Stromgesetz ablehnt. Hinter dem Gesetz, so Pfisterer, stehe die Energiewende. Es gehe aber nicht zur darum, die Energiewende zu realisieren, sondern auch, «sie richtig zu machen: indem man die Verfassung einhält, die Natur und Landschaft schützt und vor allem auch die Demokratie bewahrt». Und daran kranke dieses Gesetz. Es sei, so die Analyse des Juristen, «mehrfach verfassungswidrig», führe zur Verbauung unserer schönen Natur und Landschaft und schwäche die demokratischen Rechte. Statt die Umwelt zu schützen, könne es ihr und der «Demokratie namentlich in den Gemeinden erheblich schaden», urteilt Pfisterer.

    Damit könnte künftig über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden werden. Dass das Volk sich aber häufig gegen Energie-Grossprojekte in der freien Natur wendet, zeigten jüngst verschiedene Volksabstimmungen. Wir präsentieren Ihnen in dieser Ausgabe eine kleine Übersicht über diesen «Volksaufstand», hier im Editorial nur der Hinweis auf die bisher spektakulärste Absage: Ende Januar lehnte die Gemeinde Surses im Kanton Graubünden eine als «Mega-Projekt» beschriebene Solaranlage auf ihrem Gebiet ab. Betreiben wollte sie das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ). Die Dimensionen waren tatsächlich gigantisch: Das alpine Val Nandro sollte mit 65 Hektaren an Solarpanels zugepflastert werden. Das entspricht einer Fläche von ungefähr 93 Fussballfeldern. Der Volksentscheid gegen die Riesensolaranlage fiel deutlich aus – obwohl die kleine Berggemeinde bei einem Ja jährlich über 600’000 Franken bekommen hätte. Der Erhalt einer intakten Natur und Landschaft war den Bürgerinnen und Bürgern offensichtlich wichtiger als das viele Geld.

    Sie wissen es, Sie kennen es: Neben faszinierenden Einblicken in die Welt der Natur und neben den brennenden umweltpolitischen Debatten der Gegenwart befasst sich die «Umwelt Zeitung» immer auch mit Technik und Technologie. Mein Kollege Henrique Schneider berichtet, wie die Schweizer Industrie unter dem Stichwort «Zerowaterloss» der Wasserverschwendung entgegen wirken will. Kernstück ist dabei ein Computerprogramm, das Lecks, Manipulationen und Qualitätsprobleme erfasst und den Stand der Wartungsarbeiten widerspiegelt.

    Viel Bewegung auch im Automobilsektor: Die Fahrzeuge werden immer ökologischer. Wir haben uns die Elektroflotte von Kia näher angeschaut. Der südkoreanische Autobauer Kia hat sich zum Ziel gesetzt, die eigenen CO2-Emissionen zu reduzieren und bis 2045 in allen operativen Bereichen klimaneutral zu werden. Dabei spielt nicht nur die Elektrifizierung der Flotte eine Rolle. Zur Kia-Nachhaltigkeitsstrategie zählt insbesondere auch der Fokus auf nachhaltiges Design. So soll schrittweise auf Leder verzichtet und in neue pflanzenbasierte Materialien investiert werden.

    Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre und weiterhin beschwingte Frühlingstage!

    Ihr
    Dr. Philipp Gut,
    Verleger

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